Am Mittwochabend, 21. Oktober 2020 waren im reformierten Kirchgemeindehaus fast alle
Stühle besetzt – trotz Corona. Die Veranstaltung «Fair einkaufen – aber wie?» begann mit
einem Referat von Frank Herrmann, Autor des gleichnamigen Buches, Ökonom und
Nachhaltigkeitsexperte aus Deutschland. Er erzählte per Videoübertragung über das Leben
einer Kleinbauernfamilie im Hochland von Guatemala. Vater Antonio pflückt in der Erntezeit
auch mit Hilfe seiner Kinder die roten Kaffee-Kirschen und bringt sie zum Zwischenhändler.
Trotz der harten Arbeit reicht das Geld, das er für seinen Kaffee erhält, kaum zum Leben.
Kleinbauern wie er ernähren etwa 70% der Weltbevölkerung. Sie sind es, die oftmals an
Hunger und Armut leiden. Hier hilft der Faire Handel. In der Schweiz hat sich in den letzten
15 Jahren der Umsatz mit Fairtrade-Produkten erfreulicherweise vervierfacht und ist mit 94
Fr. pro Kopf und Jahr mehr als dreimal so hoch so hoch wie in Deutschland.
Bülach will Fair Trade Town werden. So hat der Stadtrat entschieden, Transition-Bülach
(Projektgruppe Konsum & Recycling) unterstützt sie dabei und hat diese Veranstaltung
zusammen mit der «Arbeitsgruppe Fair Trade Town Bülach» organisiert.
Im zweiten Teil informierte Anna Haug über «Fair Trade Town» in der Schweiz. Sie ist
Projektleiterin dieser Kampagne. Mit unserem täglichen Einkauf beeinflussen wir mit, wie
umwelt- und sozialgerecht die Produkte produziert werden. Unter «Fairem Handel»
verstehen wir eine langfristige Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und
Respekt beruht. Neben Mindestpreisen und Prämien werden auch Sozial- und
Umweltstandards regelmässig entlang der ganzen Produktionskette überprüft – das schafft
Vertrauen. Die Kampagne «Fair Trade Town» möchte das Bewusstsein für ‘Fairen Konsum ‘
stärken und zum Handeln motivieren. Heute gibt es in der Schweiz (einschliesslich
Lichtenstein) 13 ausgezeichnete «Fair Trade Towns», etwa 20 Gemeinden sind auf dem Weg
dazu. Die Auszeichnung bildet den Ausgangspunkt für einen langfristigen Prozess, der auch
andere Nachhaltigkeitsbereiche einbezieht.
Als Vertreter des Stadtrates stellte Ruedi Menzi danach die Bemühungen der
Stadtverwaltung um fairen Kaffee und Beispiele zu fairem Handeln vor.
Die Arbeitsgruppe «Fair Trade Town Bülach» hat für die Auszeichnung bereits 13 Partner,
welche die Kriterien erfüllen, im Boot. Neun weitere sind auf dem Weg dazu. Zusätzliche
Gastrobetriebe, Unternehmen, Schulen und Institutionen werden weiter als Partner gesucht,
warb Barbara Gugerli von der Arbeitsgruppe «Fair Trade Town Bülach» im Schlusswort.
Interessierte melden sich bitte unter kontakt@transition-buelach.ch
*Martina Hahn / Frank Herrmann (2019, 6. Auflage): Fair einkaufen – aber wie? Handbuch
für fairen Konsum. Frankfurt a. M., Brandes & Aspel